Lieber hänge ich tot über einem Zaun im Kosovo, als dass ich auch nur eine Sekunde die Grünen unterstütze.
(Harry Rowohlt, bekennender Kommunist, 2005 auf die Frage, ob er die grüne Partei im Wahlkampf unterstützen wolle)
Dass Kinder verhungern, das war in den vergangenen Jahrzehnten immer weit weg. Jenseits der Meere. Jetzt sagt Unicef, dass 11,8 Prozent der Kinder unter zehn Jahren in Spanien permanent unterernährt sind. In Spanien! Das ist der Dschungel, und der Dschungel schreitet auf Europa fort.
[…]
Das anthropologische Zerrbild des Menschen, der seine Ketten mit Freude trägt, ist falsch. Wir stehen an der Schwelle zum Aufstand. Das kann sehr schnell gehen.
[http://www.sueddeutsche.de/politik/globalisierungskritiker-jean-ziegler-in-elmau-wird-nur-ein-marionettentheater-aufgefuehrt‑1.2506187]
Vorhin habe ich einen Vortrag von Etienne Balibar gehört. Es ging um Theater, Ästhetik und Louis Althussers Ideologietheorie. Der Vortrag war nicht uninteressant, aber insgesamt hat sich schon mein Eindruck verstärkt, dass Balibar von den großen Althusser-Schülern (die anderen beiden heute noch weithin bekannten sind Jacques Rancière und Alain Badiou) zwar der sympathischste, aber auch der orthodoxeste — und langweiligste ist.
Ein schönes Zitat habe ich allerdings bei ihm gefunden, das ich gerne mit der geneigten (imaginären) Leserschaft teilen möchte:
Es besteht kein Zweifel, dass in Althussers Augen «Kommunismus» immer der (Eigen-) Name für Befreiung war, und zwar in Bezug auf jegliche Ausbeutung und Unterdrückung, und dass er fortan eindeutig die Gesamtbewegung bezeichnet, zu der sämtliche Formen des Kampfes für Freiheit und Brüderlichkeit in unseren Gesellschaftsformen (einschließlich der «sozialistischen» Gesellschaftsformen) beitragen.
Die Rede von der «Brüderlichkeit» ist zwar ein genderblinder Anachronismus, und zweifelhaft ist auch die Rhetorik der Unzweifelhaftigkeit — Balibar hat generell die Tendenz Althusser aufzuhübschen -, aber der Gedanke gefällt mir gut.
Etienne Balibar, Für Althusser, Mainz: Decaton/Edition Bronski 1994, S. 59.
Bei der Anwendung von Principien sollte man sich vor Durchbrechungen nicht scheuen. Man muß sich immer ins Gedächtnis rufen, daß man bei der Errichtung derselben zwar hinreichend viel Gründe besaß, aber daß dies doch nur hieß, daß die Gründe die Gegengründe überwogen. Durch Durchbrechungen läßt man diese zur Geltung kommen.
Bertolt Brecht, Schriften zur Politik und Gesellschaft 1919–1956, Frankfurt a.M.: Suhrkamp, S. 178.
Wenn die Welt doch nur so einfach wäre…
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