Harry Rowohlt (1945–2015) Lieber tot

Lieber hänge ich tot über einem Zaun im Koso­vo, als dass ich auch nur eine Sekunde die Grü­nen unterstütze.

(Har­ry Rowohlt, beken­nen­der Kom­mu­nist, 2005 auf die Frage, ob er die grüne Partei im Wahlkampf unter­stützen wolle)

Der gute alte Ziegler «Das ist der Dschungel»

Dass Kinder ver­hungern, das war in den ver­gan­genen Jahrzehn­ten immer weit weg. Jen­seits der Meere. Jet­zt sagt Unicef, dass 11,8 Prozent der Kinder unter zehn Jahren in Spanien per­ma­nent unter­ernährt sind. In Spanien! Das ist der Dschun­gel, und der Dschun­gel schre­it­et auf Europa fort.

[…]

Das anthro­pol­o­gis­che Zer­rbild des Men­schen, der seine Ket­ten mit Freude trägt, ist falsch. Wir ste­hen an der Schwelle zum Auf­s­tand. Das kann sehr schnell gehen.

[http://www.sueddeutsche.de/politik/globalisierungskritiker-jean-ziegler-in-elmau-wird-nur-ein-marionettentheater-aufgefuehrt‑1.2506187]

Balibar und die Idee des Kommunismus

Vorhin habe ich einen Vor­trag von Eti­enne Bal­ibar gehört. Es ging um The­ater, Ästhetik und Louis Althussers Ide­olo­gi­ethe­o­rie. Der Vor­trag war nicht unin­ter­es­sant, aber ins­ge­samt hat sich schon mein Ein­druck ver­stärkt, dass Bal­ibar von den großen Althuss­er-Schülern (die anderen bei­den heute noch wei­thin bekan­nten sind Jacques Ran­cière und Alain Badiou) zwar der sym­pa­this­chste, aber auch der ortho­dox­este  — und lang­weilig­ste ist.

Ein schönes Zitat habe ich allerd­ings bei ihm gefun­den, das ich gerne mit der geneigten (imag­inären) Leser­schaft teilen möchte:

Es beste­ht kein Zweifel, dass in Althussers Augen «Kom­mu­nis­mus» immer der (Eigen-) Name für Befreiung war, und zwar in Bezug auf jegliche Aus­beu­tung und Unter­drück­ung, und dass er for­t­an ein­deutig die Gesamt­be­we­gung beze­ich­net, zu der sämtliche For­men des Kampfes für Frei­heit und Brüder­lichkeit in unseren Gesellschafts­for­men (ein­schließlich der «sozial­is­tis­chen» Gesellschafts­for­men) beitragen.

Die Rede von der «Brüder­lichkeit» ist zwar ein gen­derblind­er Anachro­nis­mus, und zweifel­haft ist auch die Rhetorik der Unzweifel­haftigkeit — Bal­ibar hat generell die Ten­denz Althuss­er aufzuhüb­schen -, aber der Gedanke gefällt mir gut.

Eti­enne Bal­ibar, Für Althuss­er, Mainz: Decaton/Edition Bron­s­ki 1994, S. 59.

[Durchbrechung von Principien]

Bei der Anwen­dung von Prin­cip­i­en sollte man sich vor Durch­brechun­gen nicht scheuen. Man muß sich immer ins Gedächt­nis rufen, daß man bei der Errich­tung der­sel­ben zwar hin­re­ichend viel Gründe besaß, aber daß dies doch nur hieß, daß die Gründe die Gegen­gründe über­wogen. Durch Durch­brechun­gen läßt man diese zur Gel­tung kommen.

Bertolt Brecht, Schriften zur Poli­tik und Gesellschaft 1919–1956, Frank­furt a.M.: Suhrkamp, S. 178. 

Es ist leichter ein autoritäres Regime zu Fall zu bringen, als ein liberales System vor seiner eigenen Zerrüttung zu bewahren. Das eine ist künstlich, starr wie ein Kristall und kann gebrochen werden. Das andere ist organisch und kann nur absterben.

Botho Strauß

Wenn die Welt doch nur so ein­fach wäre…
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