PLinks KW 41/10
Heute geht es um Information und ihre visuelle Darstellung. Da gibt es nämlich hervorragende Beispiele im Netz. So hat Gregor Aisch die Parteispenden der letzten 8 Jahre visualisiert und und zeigt uns ein artifizielles Myzel der finanziellen Abhängigkeiten der Berliner Republik.
Unbedingt im interaktiven Original anschauen und daran rumspielen. Und wer mir sagen kann, warum die CDU 2 Millionen von der CSU bekommen hat, erhält einen Buchstaben oder ein Sonderzeichen seiner Wahl per Mail.
Formschön und informativ ist auch die nächste Darstellung. Wer verklagt wen im Smartphone-Business.
Das ist doch der Wahnsinn, oder? Die einzigen, die an diesem Klamauk noch verdienen dürften, sind die Patentanwälte. Mittlerweile kaufen die großen Player reihenweise Kleinstfirmen auf, lediglich um sich deren Patentportfolio einzuverleiben, um im Fall einer Patentklage gegen sie, den Ankläger direkt mit diversen anderen Marginalpatenten zurückschlagen zu können. Patente werden zu einer Metawährung des Silicon Valley, und ihre eigentliche Funktion, als materielle Absicherung der Erfinder- und Ingenieursgestalten, verlieren sie mehr und mehr. Und bei den Urheberrechten passiert doch genau dasselbe. 1250 Rechtsverletzer bringen soviel Kohle wie 150.000 legale Downloads! Kann man alles bei uns nachlesen.
Das Urheberrecht steht auch bei unserer nächsten Grafik im Vordergrund. Stichwort “Trap Streets”. Das sind fiktive Straßen, die von den Anbietern sogenannter Geo-Informationsdienste, sprich Google oder Bing Maps, in das Kartenmaterial eingschleust werden, damit man im Falle einer vermuteten Urheberrechtsverletzung nachweisen kann, dass man Urheber dieser Fehler, und damit dieser Karten ist. Diese Idee hat Geoff Manaugh vom BLDBLOG mal weitergesponnen.
It seems to be a mapping error—but it’s actually there for copyright protection. It’s a trap room. […] I’m also curious about less practical things, such as what cultural, even psychological, effects the presence of trap rooms might actually have. Games could be launched, the purpose of which is to find and occupy as many trap rooms as possible. New paranoias emerge, that the room featured above your apartment on that new app you just downloaded is not really there at all; it’s a trap room, and you can’t sleep at night, worried that you actually have no neighbors, that you’re the last person on earth and every building around you is a dream. There are panic attacks by people walking home alone at 3am when they become overwhelmed with the suspicion that they are actually walking inside a trap hall—a corridor that has never been real—losing consciousness and falling to the ground as irrational fears become too much for them.
Tja, Trap Streets. Und das alles nur, um zu zeigen, dass man im Besitz des Originals ist. Was für ein Unsinn! Dabei hat uns doch Jim Jarmusch schon erklärt, dass es kein Original gibt.
Das hatten wir hier auch schonmal. Jetzt gibt es aber neue Versionen des Zitats, erneut angefertig von Mark Malazarte, höher aufgelöst und den Filmen Jarmuschs angepasst. Oben ist die “Coffee and Cigarettes”-Edition zu sehen.
Obwohl…ein kleines Original hätte ich ja noch zum Abschluss. Ab dem 20. Oktober ist der neuen typografischen Kalender lieferbar, dieses Jahr in einem sehr schönen Blau. Das ganze Jahr im Flattersatz – mit allen bundesweiten Feiertagen und Wochenenden in Fett. Die Ziffern sind aus der FF Unit gesetzt und bringen bei aller Strenge ihren eigenen Geschmack mit.
Da stellt sich jetzt natürlich vor allem die Frage, wer VPNP und Weber sind, die der NPD jeweils mehr als 50.000 Euronen gespendet haben. Und an welche Adressen die Briefbomben jetzt bitte geschickt werden sollen.