Tragödie und Farce
Aus: Karl Marx — Friedrich Engels — Werke, Band 23, “Das Kapital”, Bd. I, Siebenter Abschnitt, S. 753 ff.
Der Fortschritt des 18. Jahrhunderts offenbart sich darin, daß das Gesetz selbst jetzt zum Vehikel des Raubs am Volksland wird, obgleich die großen Pächter nebenbei auch ihre kleinen unabhängigen Privatmethoden anwenden. Die parlamentarische Form des Raubs ist die der “Bills for Inclosures of Commons” (Gesetze für Einhegung des Gemeindelandes), in andren Worten Dekrete, wodurch die Grundherrn Volksland sich selbst als Privateigentum schenken, Dekrete der Volksexpropriation. Sir F. M. Eden widerlegt sein pfiffiges Advokatenplädoyer, worin er das Gemeindeeigentum als Privateigentum der an die Stelle der Feudalen getretenen großen Grundeigentümer darzustellen sucht, indem er selbst einen “allgemeinen Parlamentsakt für Einhegung der Gemeindeländereien” verlangt, also zugibt, daß ein parlamentarischer Staatsstreich zu ihrer Verwandlung in Privateigentum nötig ist, andrerseits aber von der Legislatur “Schadensersatz” für die expropriierten Armen fordert.
Während an die Stelle der unabhängigen Yeomen tenants-at-will traten, kleinere Pächter auf einjährige Kündigung, eine servile und von der Willkür der Landlords abhängige Rotte, half, neben dem Raub der Staatsdomänen, namentlich der systematisch betriebne Diebstahl des Gemeindeeigentums jene großen Pachten anschwellen, die man im 18. Jahrhundert Kapital-Pachten oder Kaufmanns-Pachten nannte, und das Landvolk als Proletariat für die Industrie “freisetzen”.
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In der Tat wirkten Usurpation des Gemeindelands und die sie begleitende Revolution der Agrikultur so akut auf die Ackerbauarbeiter, daß, nach Eden selbst, zwischen 1765 und 1780 ihr Lohn anfing, unter das Minimum zu fallen und durch offizielle Armenunterstützung ergänzt zu werden. Ihr Arbeitslohn, sagt er, “genügte nur noch eben für die absoluten Lebensbedürfnisse”.
Merke: ALGII-Aufstocker gab es auch schon im 18. Jahrhundert.
Noch unterhaltsamer wird es, wenn man folgenden Artikel liest.
In der DDR mussten die neuen Landbesitzer und Bauern später ihre Anbauflächen in Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) einbringen. Nach der Wende bekamen sie es zum Teil zurück, viele Nutzflächen gingen aber in den Besitz des Bundes über. In dessen Auftrag privatisiert seit 1992 die Bodenverwertungs- und verwaltungs GmbH (BVVG) das Land. Lange konnten LPG-Nachfolger oder Alteigentümer Ländereien zu Vorzugspreisen kaufen. 2010 jedoch hat die EU diese Praxis beendet. Da in den nächsten zwei Jahren viele Pachtverträge auslaufen, kommen nun riesige Flächen auf den Markt, in Mecklenburg-Vorpommern sind es rund 134.000 Hektar.
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